Solution
Die Kunst des Vor-sich-Herschiebens: Prokrastination
Wie kommen wir aus dem Kreislauf des ständigen Vor-sich-Herschiebens von Entscheidungen und Aufgaben heraus?
Prokrastianation oder: Der innere Schweinehund.
Prokrastination ist der wissenschaftliche Name für das Verhalten eines Menschen, der eigentlich wichtige Entscheidungen und Tätigkeiten nicht zeitnah erledigt, sondern auf die Zukunft verschiebt. Landläufig hört man dazu oft: „Ich kann meinen inneren Schweinehund nicht überwinden.“ Das tun wir alle ganz gerne mal – ein Klassiker ist die eigene Steuererklärung.
Im Berufsleben wird Prokrastiantion problematisch, wenn dadurch wichtige Prozesse nachhaltig beeinträchtigt werden.

Die psychischen Ursachen für dieses Verhalten sind vielfältig: Meist geht es dabei um Ängste, unrealistische Einschätzungen und Ansprüche, geringe Frustrationstoleranz und Probleme mit der Selbstdisziplin. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen nach dem Stellenwert, den Konsequenzen, der Verantwortung und der Bedeutung einer Entscheidung. Die Sorge eine falsche Entscheidung zu treffen, zu versagen, Ablehnung oder Kritik zu erfahren, etwas anzufangen, dessen Ausmaß und Bedeutung man nicht einschätzen kann oder im Erfolgsfall noch mehr Arbeit leisten zu müssen. Aber auch negative Gefühle, wie Fremdbestimmung, Sinnlosigkeit der Aufgabe, Widerwillen oder Lust- und Antriebslosigkeit spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Nicht unterschätzt werden darf in diesem Zusammenhang die Bedeutung des eigenen Wertesystems, von Glaubenssätzen und die Selbstwahrnehmung. Wer zum Beispiel zu Perfektionismus neigt, schraubt seine Erwartungen an sich und an das Ergebnis extrem hoch. Damit steigt aber auch die Angst, zu versagen. Wer eine eher pessimistische Lebenseinstellung hat, wird eher bereit sein zu glauben, dass ein Projekt schiefgehen wird und sich die schlimmsten Konsequenzen ausmalen. Wer ein geringes Selbstwertgefühl hat, wird eher dazu neigen, an sein eigenes Scheitern zu glauben.
Gehirnscans zeigten, dass unser Gehirn am aktivsten ist, wenn sie an ihr heutiges, aktuelles Selbst denken, und am wenigsten aktiv, wenn sie an eine heutige andere Person denken. Dachten die Versuchspersonen aber über sich selbst in der Zukunft nach, waren die Gehirnaktivitäten fast genauso gering, als wenn sie über eine aktuelle andere Person nachdachten. Wir haben also ein sehr distanziertes Verhältnis zu uns als Person in der Zukunft. Das erklärt auch, warum wir gerne Dinge unreflektiert aufschieben oder vernachlässigen, wenn wir darin heute nur Nachteile (z. B. Verzicht) erkennen und die Vorteile nur unserem fernen zukünftigen Selbst zugutekommen.

Prokrastination überwinden: Das "Müssen" in ein "Wollen" umwandeln.
Prokrastination ist somit eher ein neuronales Phänomen, weil unser Gehirn immer darauf ausgerichtet, unser gegenwärtiges Selbst an die erste Stelle zu setzen. Wenn wir uns aber mit den oben angeführten Tipps dem Problem nähern, holen wir das Zukünftige in das Hier und Jetzt. Wir visualisieren die negativen Konsequenzen des Nichthandelns, die positiven Folgen des Handelns und die attraktive Belohnung, die wir uns ausgedacht haben. Wir rationalisieren die Entscheidung, holen uns Infos und Hilfe und entwerfen ein machbar erscheinendes kleinschnittiges Handlungskonzept. Dadurch wird schon beinahe automatisch aus dem „Müssen“ ein „Wollen“. Wir haben uns die Aufgabe, das Problem, die Entscheidung zu eigen gemacht und alle Gründe eliminiert oder zumindest reduziert, die uns bisher gehindert haben. Das motiviert und bildet die Basis für eine produktive Arbeit.
Das Beste aber ist, was Sie als Einzelperson schaffen, gelingt auch im Team – und zwar spielerisch leicht. Jedenfalls mit den richtigen Mitteln. Dazu mehr in unserem nächsten Beitrag.
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